Knapp vorbei ist auch daneben

M. Ludwig mit starker Form

Obwohl Misserfolge natürlich immer unerfreulich sind, war es die 3½-4½ -Auswärtsniederlage der 2. Mannschaft gegen den SK Neumarkt ganz besonders. Denn eigentlich hatten wir uns fest vorgenommen, die Heimreise nur mit ein paar Punkten im Gepäck wieder anzutreten. Daraus wurde aber leider nichts und auch das 4-4, nach dem es lange Zeit noch aussah, mussten wir uns am Ende noch abschminken. Pustekuchen: Die Punkte blieben wie gesagt in Neumarkt und so machten sich acht begossene Büchenbach-Rother Pudel kurz vor acht Uhr am Abend mit ziemlich langen Gesichtern wieder auf in Richtung Heimat.

Aber alles der Reihe nach. Nach unserer Ankunft in der tief verschneiten Oberpfalz setzten wir uns sogleich an die Bretter im ersten Stock des sogenannten Gesindehauses. Doch nicht nur die Schachbretter, sondern auch die Dielenbretter unter unseren Füßen hielten ein paar Überraschungen für uns bereit, denn jeder Schritt eines Spielers oder Neumarkter Kiebitzes wurde von einem lauten Knarren begleitet. Die ungewohnte Geräuschkulisse soll aber nun keine Entschuldigung für unsere, nennen wir es mal „durchaus ausbaufähige“ Leistung sein. Schließlich hatten all unsere acht Gegner ja auch ihre beiden Ohren dabei.

Durchaus verheißungsvoll und noch zu großen Hoffnungen Anlass gebend begann der Wettkampf mit einem Remis an Brett 2 zwischen Anton und seinem Gegner Wolfgang Brunner. Doch nach etwa drei Stunden Spielzeit deutete sich bereits an, dass die Ereignisse an diesem Sonntag etwas anders verlaufen könnten als wir uns das eigentlich gedacht hatten. Andreas hatte auf Brett 4 im Mittelspiel gegen seinen Gegner Sebastian Mösl kurzfristig etwas den Überblick verloren und so blieb ihm nichts anderes übrig, als zwischen den beiden Möglichkeiten a) „Schrecken ohne Ende“ mit Figurenverlust und b) „Ende mit Schrecken“ und Matt zu wählen. Andreas entschied sich schließlich für die radikale und „saubere“ Lösung b). Nach etwas mehr als dreieinhalb Stunden musste auch der Berichterstatter Peter an Brett 7 seine Niederlage gegen Winfried Weber quittieren. Nachdem er beim Übergang vom Mittelspiel ins Damenendspiel einen Bauern eingebüßt hatte und zudem eine nachteilige Stellung hinnehmen musste, entschloss er sich angesichts eines eher qualvollen Endes kurzfristig zum schnellen Selbstmord durch Matt. So stand es nach drei entschiedenen Partien bereits ½ -2 ½ gegen uns. Nein, man konnte zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht mehr sagen, dass der Wettkampf ganz in unserem Sinne verlief.

Doch wir hatten ja immerhin noch ein paar heiße Eisen im Feuer: So zum Beispiel unseren Michl, das Tier. Gedopt mit zahlreichen Schach-CDs von GM Daniel King erlebt Michl auf Brett 6 derzeit bereits seinen gefühlt siebten oder achten Schachfrühling, spielt momentan wieder wie aus einem Guss und holt Punkt um Punkt. Dieser Tatsache musste auch sein Neumarkter Gegner Andreas Niebler Tribut zollen: Durch einem unwiderstehlichen Angriff mit zwischenzeitlichem Opfer einer Leichtfigur gelang es Michl bereits kurz nach Peters Niederlage, den Rückstand zu verkürzen. Etwa eine halbe Stunde später sorgte unser Spitzenspieler auf Brett 1 Thomas sogar für den zwischenzeitlichen Ausgleich zum 2 ½-2 ½: Ganz im Stile romantischen Schachs opferte er gegen Martin Simon zunächst eine Leichtfigur und bot dann sogar noch ein (allerdings vergiftetes) Turmopfer an. Sein Gegner nahm die Leichtfigur und verschmähte den Turm, konnte aber Thomas‘ Mattdrohung trotzdem nur noch dadurch parieren, dass er die Dame gegen eine weitere Leichtfigur opferte. Schon kurze Zeit später war Thomas‘ Gegenüber dann aber des Spielens überdrüssig und hielt die Uhren an.

Auf den übrigen drei noch verbliebenen Brettern deutete indes alles auf einen Gesamtstand von 4-4 hin: Max hatte gegen Jonathan Helm auf Brett 5 ein schwieriges Endspiel mit zwei Springern gegen Turm und zwei Mehrbauern auf dem Brett. Hier setzten wir aber ganz zurecht auf die Erfahrung unseres Mannschaftsführers, der dieses Endspiel letztendlich auch in den Remishafen führen konnte. Blieben noch Sandra auf Brett 8 und Andrej auf Brett 3. Andrejs Partie hatten wir eigentlich als ganzen Punkt fest eingeplant, wobei es nach überstandener Zeitnot bei Sandra zunehmend schlechter aussah. Aber anstatt den Königsflügel abzusichern und mit seinen vorgerückten Freibauern am Damenflügel unaufhaltsam durchzubrechen, entschloss sich Andrej zu einer eher fragwürdigen Abwicklung, die ihm zwar kurzfristig einen Mehrbauern brachte, aber nach einem weiteren Bauernopfer seines Gegners Dr. Wolfgang Kipferl auch den Einbruch der gegnerischen Dame in seine Stellung bescherte. Nun hatte Andrejs Gegner sogar den Gewinn auf der Pfanne, fand aber ebenfalls nicht die beste Zugfolge, wonach die Partie Remis durch Dauerschach endete. Sehr bedauerlich für uns. Denn bei Sandra nahm die Niederlage leider immer deutliche Konturen an: Ihr Gegner Christian Junker konnte sich im Endspiel Turm und Springer gegen Sandras Turm und Läufer zwei verbundene Freibauern auf dem Damenflügel schaffen und nach einem weiteren Bauernverlust am Königsflügel musste sich Sandra schließlich den beiderseits vorrückenden gegnerischen Bauern geschlagen geben.

Fazit: Der Endstand von 3 ½-4 ½ gegen uns ist zwar als unglücklich, aber nicht unverdient zu werten. Die Mannschaft nimmt weiterhin Position 5 in der Tabelle und damit einen Platz im Mittelfeld ein. Jedoch sind alle Mannschaften aufgrund der anderen Ergebnisse noch enger zusammengerückt. Um sicher zu sein vor dem direkten Abstieg oder der Relegation müssen aus den übrigen drei Wettkämpfen noch mindestens drei Punkte her, was angesichts unseres Restprogramms zwar eine schwere, aber durchaus auch lösbare Aufgabe sein sollte.

Hier noch alle Ergebnisse im Überblick sowie einige Bilder vom Spieltag:

5 SK Neumarkt 1 DWZ SG Bü/Rh 2 DWZ 4½-3½
1 2 Simon, Martin 1965 1 Roß, Thomas 1987 0-1
2 3 Brunner, Wolfgang 1910 2 Classen, Anton 1850 ½-½
3 4 Kipferl, Wolfg., Dr. 1856 3 Classen, Andrej 1753 ½-½
4 6 Mösl, Sebastian 1779 4 Schönberger, And. 1877 1-0
5 7 Helm, Jonathan 1783 5 Müller, Maximilian 1795 ½-½
6 8 Niebler, Andreas 1793 6 Ludwig, Michael 1810 0-1
7 9 Weber, Winfried 1905 7 Kittsteiner, Peter 1845 1-0
8 11 Junker, Christian 1623 8 Roß, Sandra 1709 1-0
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